Ostern im Museum
Die Sonderausstellung „Hexenwahn – Glaube. Macht. Angst.“ biegt auf die Zielgerade ein. Ostersonntag (9. April) und Ostermontag (10. April) sind die letzten beiden Tage, an denen die erfolgreiche Ausstellung im Schloss Museum Wolfenbüttel zu sehen ist. Das Museum öffnet seine Türen an den Osterfeiertagen wie gewohnt von 10 bis 17 Uhr (Karfreitag ist geschlossen).
Die Wanderausstellung entstand in Kooperation mit der Eulenburg – Universitäts- und Stadtmuseum Rinteln und zählt unter dem Strich zu den meistbesuchten Schauen des Museums überhaupt. Sie liefert tiefe Einblicke in das Thema Hexenverfolgung und Hexenglaube von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart. Dargestellt werden auch die dunklen Kapitel der Regionalgeschichte, als es unter den Wolfenbütteler Herzögen Heinrich Julius (1564 bis 1613) und August der Jüngere (1579 bis 1666) im Land Braunschweig zu Hexenverfolgungen und Hexenprozessen kam und Menschen auf Grund von Denunziationen und falschen Bezichtigungen gefoltert und hingerichtet wurden. Erst der Sinneswandel in der Zeit der Aufklärung setzte der Hexenverfolgung endgültig ein Ende.
25 Texttafeln und rund 70 Exponate, darunter ein Richtschwert eines Scharfrichters um 1700, diverse Folterwerkzeuge, geschmiedete Schiffsnägel, eine Voodoo-Puppe, in eine Stecknadel steckt, mit Sarg, Hühnerfüße, ein Ziegenbock in Originalgröße als Inbegriff des Teufels, ein Alchemisten-Becher bis hin zu Prozessakten und Polizeiverordnungen sind Teil der Ausstellung.
In der Ausstellung präsentiert wird auch der vermutlich originale Eisenstuhl, auf dem unter dem Welfenherzog Heinrich Julius die Alchemistin und angebliche Hexe Anne Marie Ziegler in der Nähe des Wolfenbütteler Schlosses am 7. Februar 1575 verbrannt wurde. Zu sehen ist auch ein Nachdruck des erstmalig 1486 publizierten Buchtitels „Hexenhammer“ (Malleus malaficarum). Das Originalwerk des deutschen Dominikanermönchs Heinrich Kramer (um 1430 bis 1505) schuf die geistige Grundlage zur Legitimation einer aggressiveren Hexenverfolgung und erschien bis zum Ende des 17. Jahrhunderts in 29 Auflagen.
Dass die Figur der Hexe und Themen wie Aberglaube, Heilkunde und Spiritualität bis heute nicht die Faszination verloren haben, wird im letzten Teil der Sonderausstellung deutlich. In den vergangenen Jahrzehnten erschienen zahlreiche europäische und amerikanische Erwachsenen- und Kinderfilme, Jugendliteratur, Walt Disney-Comics mit der Hexe Gundel Gaukeley bis hin zu Groschenromanen wie „Geisterjäger John Sinclair“, in letzteren können die Besucherinnen und Besucher vor Ort blättern. Zur Einsichtnahme bereit liegt auch das „Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens“. Die Besucherinnen und Besucher können ihnen bekannte Aberglauben auf einem Zettel notieren und mit Hilfe einer Stecknadel auf einer Landkarte markieren.
Aber auch heutige, moderne Hexen mit ihren Lehren, Ritualen und Vorstellungen haben ihren Platz in der Ausstellung gefunden. Eines der beigesteuerten Ausstellungsstücke verdeutlicht dies: ein Altar zum Gedenken an die im Lechlumer Holz als Hexen hingerichteten Personen.
Das Bürger Museum hat an den Osterfeiertagen ebenfalls von 10 bis 17 Uhr geöffnet (freier Eintritt).