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Datum: 05.11.2024

Holländisches Service bereichert das Schloss Museum Wolfenbüttel

Das Schloss Museum Wolfenbüttel nimmt das als "Holländisches Service" bekannte Tafelservice aus dem 18. Jahrhundert in seine Sammlung auf – und zeigt damit eines der bedeutendsten Ensembles der europäischen Porzellankunst.

Auf einem langen Tisch und in zwei Vitrinen ist ein 185teiliges Service ausgestellt. Die Teller und Serviceteile zeigen Landschaftsansichten. Andreas Greiner-Napp © Museum Wolfenbüttel
Das 185-teilige Holländisches Service, hergestellt durch die Porzellanmanufaktur Fürstenberg in den 1770er-Jahren.

Das "Holländische Service" wurde auf Bestellung eines unbekannten Kunden aus den Niederlanden in den 1770er-Jahren von der Porzellanmanufaktur Fürstenberg gefertigt und danach in der zur Manufaktur gehörenden Buntmalerei in Braunschweig bemalt. Später erwarb Willem Suermondt (1740 bis 1828), der damalige Bürgermeister der Stadt Rotterdam, das Porzellan – vermutlich für ein Abendessen mit dem französischen Kaiser Napoleon Bonaparte. Seitdem ist das Service in Familienbesitz und wurde von Generation zu Generation vererbt, ehe die luxemburgische Besitzerfamilie es im Sommer 2024 an das Schloss Museum Wolfenbüttel veräußerte.

„Wir sind glücklich, dankbar und auch stolz, dass wir mit dem "Holländischen Service" ein einzigartiges Kunstwerk aus dem Braunschweiger Land zurück ins Braunschweiger Land holen konnten“, sagt Thorsten Drahn, Erster Stadtrat der Stadt Wolfenbüttel.

185 Objekte einzigartig bemalt

Ein Motiv einer holländischen Küstenlandschaft auf einer Terrine des Fürstenberger Porzellans. Andreas Greiner-Napp © Museum Wolfenbüttel
Ein Motiv einer holländischen Küstenlandschaft auf einer Terrine des Fürstenberger Porzellans.

Nach aktuellem Kenntnisstand ist das "Holländische Service" das umfangreichste erhaltene Fürstenberger Service aus dem 18. Jahrhundert. Das 185 Objekte umfassende Ensemble ist auch aufgrund seiner Bemalung außergewöhnlich: Jedes einzelne Objekt zeigt ein anderes Motiv holländischer Küstenlandschaften. Zusammen ergeben diese ein Gesamtkunstwerk, das in seiner Vielfalt, Pracht und handwerklichen Perfektion einzigartig ist. An der Bemalung war auch der berühmte Landschaftsmaler Pascha Johann Friedrich Weitsch (1723 bis 1803) beteiligt. Neben dem Umfang und der Vielfalt ist es zudem der hervorragende Zustand der Teller, Schalen und Terrinen, die das Service außergewöhnlich machen.

„Da Farben auf Leinwand, Holz und Papier sich im Lauf der Zeit verändern, ist kein Landschaftsbild des 18. Jahrhunderts so strahlend überliefert wie auf Porzellan. Damit vermittelt die Porzellanmalerei quasi unverfälscht die ursprüngliche Farbigkeit und Brillanz“, erklärt Museumsleiterin Dr. Donner die besondere Faszination der Stücke.

Mit der Landschaftsmalerei auf Porzellan schrieb die Manufaktur Fürstenberg Geschichte. Insbesondere durch die Mitwirkung von Pascha Weitsch sicherte sie sich im ausgehenden 18. Jahrhundert einen Platz unter den führenden Anbietern des Luxusgutes Porzellan – und begründete damit eine bis heute andauernde Erfolgsgeschichte.

Kulturgut von nationaler Bedeutung

Fünf Gutachten führender deutscher Porzellanexperten bestätigen die hohe Qualität des Ensembles und stufen es als Kulturgut von nationaler Bedeutung ein.

Der Kaufpreis beträgt 600.000 Euro. Als bedeutende nationale Stiftungen haben die Kulturstiftung der Länder, die Ernst von Siemens Kunststiftung und die Rudolf-August Oetker-Stiftung sowie die regionalen Förderer Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, Hans und Helga Eckensberger Stiftung, Stiftung Zukunftsfonds Asse, die Ritterschaft des ehemaligen Landes Braunschweig, die Volksbank eG Wolfenbüttel, der Förderverein des Museums Wolfenbüttel e. V., die Stadt Wolfenbüttel und zahlreiche private Stifter das Schloss Museum Wolfenbüttel beim Ankauf des "Holländischen Service" finanziell unterstützt.

Der Niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur, Falko Mohrs, und das Land Niedersachsen haben das Vorhaben von Beginn an wohlwollend begleitet, den Ankauf des Ensembles ausdrücklich befürwortet und finanziell gefördert.

„Wir sind sehr dankbar für die breite Unterstützung, die uns diese größte Anschaffung in der Geschichte des Museums Wolfenbüttel ermöglicht. 95 Prozent des Kaufpreises stammen von deutschen Stiftungen und privaten Förderern“, sagt Dr. Donner. „Wir registrieren ein großes Interesse und viel Zustimmung für diesen Ankauf und sind daher sehr zuversichtlich, dass die Ausstellung des "Holländischen Service" auch zu einem gesteigerten Besucherinteresse führen wird, von dem dann letztlich auch die Stadt Wolfenbüttel profitiert.“

Kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung der Stadt dokumentieren

Mit dem "Holländischen Service" hat das Museum Wolfenbüttel das lange gesuchte historische Porzellanservice aus der Fürstenberger Manufaktur gefunden, mit dem sich die enge Verbindung dieser 1747 im Wolfenbütteler Schloss gegründeten Manufaktur adäquat darstellen lässt. Zudem ist das "Holländische Service" ein wichtiger Beitrag, mit dem das Schloss Museum die besondere kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung der Stadt dokumentieren kann – und zwar über die gesamte Epoche der Frühen Neuzeit.

Zu sehen ist das Service, das in Deutschland erst zum zweiten Mal öffentlich ausgestellt wird, ab sofort und zunächst bis zum 10. November 2024 im Schloss Museum Wolfenbüttel. Für Mai 2025 ist eine Sonderausstellung geplant, in der die besondere Bedeutung und Entstehungsgeschichte des Porzellankunstwerks beleuchtet werden soll. Zudem sollen wissenschaftliche Forschungen an der Schnittstelle zwischen Kunst- und Wirtschaftsgeschichte durchgeführt werden. Ab 2026 wird das "Holländische Service" dann in die Dauerausstellung integriert werden.

Zitate

  • Falko Mohrs, Niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur:
    „Der Erwerb des 'Holländische Services' ist ein außerordentlicher Gewinn für die Sammlung, Erforschung und Vermittlung der Hofkultur in Wolfenbüttel. Das 'Holländische Service' ist ein wichtiges historisches Zeugnis der Region. Es zeigt, dass das herzogliche Bestreben, die Porzellanproduktion als Wirtschaftsfaktor in den internationalen Handelsbeziehungen Braunschweig-Wolfenbüttels zu etablieren, erfolgreich war. Damit ist dieser Ankauf nicht nur für das Braunschweiger Land, sondern auch für das kulturelle Erbe ganz Niedersachsens eine einmalige Gelegenheit."
  • Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder:
    „Für das Schloss Museum Wolfenbüttel ist es ein Glücksfall, dass dieses herausragende Beispiel der Fürstenberger Porzellankunst nun an dem Ort bewahrt und präsentiert werden kann, an dem die Manufaktur von Herzog Carl I. zu Braunschweig-Lüneburg ursprünglich gegründet wurde. Das ‚Holländische Service‘ steht nicht nur exemplarisch für die höfische Tafelkultur seiner Epoche, sondern ist auch ein bedeutendes Zeugnis der europäischen Wirtschaftsgeschichte.“
  • Familie van Rijckevorsel, bisherige Besitzer des "Holländischen Service":
    „Unsere gesamte Familie freut sich von ganzem Herzen, dass das 'Holländische Service' mit den 185 Teilen an den Ort zurückgekehrt ist, an dem die Porzellanmanufaktur Fürstenberg 1747 gegründet wurde. Vor allem tief berührt hat uns, dass nicht nur die am Ankauf beteiligten namhaften deutschen Stiftungen, sondern auch so viele Wolfen­büttel­erinnen und Wolfenbütteler vor Ort sich für die Rückkehr des einmaligen Kulturgutes nach Jahrhunderten eingesetzt haben. Über Generationen hatte sich dieser Schatz der Porzellankunst in Familienbesitz befunden. Für uns stand immer fest, dass, wenn wir dieses kostbare Kulturgut einmal verkaufen, es in seiner Gesamtheit auch in der Zukunft zusammenbleiben, einen würdigen Ort erhalten und für die Öffentlichkeit zugänglich sein soll. Im Schloss Museum Wolfenbüttel hat es diesen ihm angedachten würdevollen Platz gefunden.“
  • Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung:
    „Das 'Holländische Service' aus der Fürstenberger Manufaktur ist Tafelschmuck der Superlative: Das umfangreichste Landschaftsservice des 18. Jahrhunderts zeigt 185 holländische Küstenansichten. Ursprünglich für einen niederländischen Auftraggeber gefertigt kehrt es nun in die Region seiner Entstehung zurück. Glückwunsch!“

Kontakt

Schloss Museum Wolfenbüttel