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Datum: 25.02.2025

Dr. Stefan Donth hielt Vortrag über ostdeutsche Widerständler gegen die kommunistische Diktatur

„Arno Wend (1906–1980) und Ewald Ernst (1921–2001) – Ostdeutsche Demokraten im Widerstand gegen die kommunistische Diktatur“, lautete Titel des der Vortrages, den Dr. Stefan Donth, Bereichsleiter an der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, am Mittwoch, 19. Februar 2025, um 18 Uhr im Bürger Museum hielt.

Kollage von zwei Schwarzweißporträts von zwei Männern. Anhand der Mode und Frisur erkennt man, dass die Fotos schon älter sind.
links: Arno Wend, 1947. Foto: Sammlung Mike Schmeitzner, Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung (HAIT).
rechts: Ewald Ernst, 1945. Foto: Historische Sammlung Gedenkstätte Bautzen, StSG

Die sehr gut besuchte Veranstaltung fand im Rahmen der Sonderausstellung „‘… denen mitzuwirken versagt war.‘ Ostdeutsche Demokraten in der frühen Nachkriegszeit“ und in Kooperation mit dem Förderverein Museum Wolfenbüttel e.V. statt.

Auch in den ostdeutschen Parlamenten traten Abgeordnete für demokratische Werte und eine freiheitliche Entwicklung der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands ein:

Stefan Donth stellte den grundsatztreuen Sozialdemokraten Arno Wend vor, der sich als Dresdner Stadtverordneter nach der Zwangsvereinigung von KPD und SPD der Durchsetzung der kommunistischen Diktatur entgegenstellte. Er wurde von der sowjetischen Geheimpolizei im Juli 1948 verhaftet, in Dresden und Berlin-Hohenschönhausen inhaftiert und wegen „antisowjetischer Tätigkeit“ zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Im Dezember 1955 kam Arno Wend aus einem Arbeitslager im sibirischen Workuta frei.

An einem zweiten Beispiel zeigte Stefan Donth, welch ähnlich drakonische Mittel die sowjetische Besatzungsmacht anwandte, um den Einsatz des jungen Ewald Ernst aus Sachsen-Anhalt für politisch Verfolgte und sein Eintreten für den Rechtsstaat zu unterbinden: Trotz seiner Immunität als CDU-Landtagsabgeordneter wurde der engagierte katholische Christ 1947 verhaftet und in Potsdam und Berlin-Hohenschönhausen eingesperrt. Ein Sowjetisches Militärtribunal verurteilte ihn 1948 wegen „Spionage“ zu 25 Jahren Arbeitslager. 1954 konnte Ewald Ernst das Gefängnis Bautzen I verlassen.

Beide Biografien verdeutlichen, welch einen hohen Preis ostdeutsche Demokraten in der frühen Nachkriegszeit bezahlten, die sich mutig der kommunistischen Herrschaft widersetzten.

Zu den Zuhörern des Vortrages zählte auch Dr. Günther Dilling, der letzte noch lebende Streikleiter des Volksaufstandes vom 17. Juli 1953 in Berlin. Nach der brutalen Niederschlagung durch die sowjetischen Panzer wurde Dilling von einem Militärgericht ohne anwaltlichem Beistand zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. Nach der frühzeitigen Haftentlassung floh er nach Westberlin und entkam dort nur knapp einem Entführungsversuch durch die Staatssicherheit der DDR (Stasi). Dilling berichtete nach dem Vortrag über das Erlebte, seine Biografie und Verfolgungsgeschichte ist in der auf der Empore gezeigten Ausstellung dargestellt.

Der Referent:

Stefan Donth, geboren 1968 in Dresden, 1999 Promotion mit einer Arbeit über die Politik von Sowjetischer Militäradministration und SED in Sachsen zur Eingliederung der Flüchtlinge und Vertriebenen von 1945 bis 1952, seit 2016 Bereichsleiter an der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen.

Die Sonderausstellung „‘… denen mitzuwirken versagt war.‘ Ostdeutsche Demokraten in der frühen Nachkriegszeit“ ist bis zum 30. März 2025 im Bürger Museum zu sehen.

Kontakt

Bürger Museum Wolfenbüttel