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Datum: 17.03.2021

1922: Wolfenbütteler gründeten die erste NSDAP-Ortsgruppe im Freistaat Braunschweig

Am 19. November 1922 gründeten alteingesessene Wolfenbütteler Antimarxisten und Antisemiten um Heinrich Bode, Gustav Milzer, Hugo Schumacher und Wilhelm Gebhardt jun. eine Ortsgruppe der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). Die frühe Gründung der NSDAP-Ortsgruppe in Wolfenbüttel führte dazu, dass die Stadt zur Keimzelle des Nationalsozialismus im Freistaat Braunschweig und in Norddeutschland wurde.

Ein Faksimile der handschriftlichen Mitteilung über die Gründung der NSDAP-Ortsgruppe Wolfenbüttel vom 7. Dezember 1922 an die Ortspolizeibehörde, in Sütterlinschrift. © Niedersächsisches Landesarchiv, Abt. Wolfenbüttel
Mitteilung über die Gründung der NSDAP-Ortsgruppe Wolfenbüttel vom 7.12.1922.

Ein Faksimile der handschriftlichen Mitteilung vom 7. Dezember an die Ortspolizeibehörde ist im Bürger Museum Wolfenbüttel ausgestellt.

Der Text lautet:



Wolfenbüttel, den 7. Dezember 1922

An das Polizeiamt, hier!

Dem Polizeiamt zur Mitteilung, daß sich am 19.11.22 am heutigen Orte eine Ortsgruppe der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei gebildet hat.


Der geschäftssichernde Vorstand besteht aus dem Saalmeister Heinrich Bode, Langestr. 2 als Vorsitzender, dem Elektromeister Wilh. Gebhard, Monplaisirstr. 12 als Kassierer, und dem Tiefbauunternehmer Otto Begau, Leopoldstr. 6 als Schriftführer.

Für die Ortsgruppe
gez. OBegau



Seite aus einer alten Broschüre mit vier schwarzweiß-Porträts von vier Männern, davon drei in Uniform. Reproduktion: Museum Wolfenbüttel
Die Mitbegründer der NSDAP-Ortsgruppe, aus einer Broschüre von 1937.

Die Initiatoren gehörten zum völkischen Spektrum und hatten zuvor beispielsweise dem Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund oder der Deutschsozialen Partei angehört. Völkisch, radikal antirepublikanisch und antisemitisch ausgerichtet, erhielt die NSDAP von Anfang an großen Zuspruch bei den Wolfenbütteler Wählern und erreichte bei den Reichstagswahlen am 4. Mai 1924 nach der nationalliberalen Deutschen Volkspartei (2074 Stimmen) und nur knapp hinter der SPD (1857 Stimmen) mit 1673 Stimmen den dritten Platz.

Mit zahlreichen Versammlungen, Aufmärschen und Werbeveranstaltungen mit externen Rednern machten die Nationalsozialisten auf sich aufmerksam. Mit dem NS-Organ „Horchposten“, dem späteren „Niedersächsischen Beobachter“, nutzten sie die Verunsicherung und Inflationsängste zur Verbreitung ihrer Propaganda. Ein großer Teil des Bürgertums lehnte die Weimarer Republik mit ihren politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen ab. Zudem bescherte die politische Instabilität, provoziert durch tätliche Angriffe auf ihre politischen Gegner in der Arbeiterbewegung, der NS-Bewegung, die ihren „Führer“ Adolf Hitler als Garanten der Besserung präsentierte, weiterhin Wahlerfolge: Am 31. Juli 1932 erhielt die NSDAP in Wolfenbüttel bei den Reichstagswahlen mehr als die Hälfte aller abgegebenen Stimmen.